Der globale Diamantenhandel steht erneut an einem Wendepunkt. Während die Dringlichkeit, Konfliktdiamanten einzudämmen und ethische Beschaffungsmethoden sicherzustellen, unbestreitbar bleibt, wirft der von der Europäischen Union vorgeschlagene zentrale Kontrollpunkt in Antwerpen beunruhigende Fragen zur Souveränität und Effizienz auf. Diese Initiative birgt das Risiko, die Integrität des Kimberley-Prozesses zu untergraben.
Der Kimberley-Prozess (KP) als Organisation wurde ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, der Zivilgesellschaft und der Industrie zu fördern und den Handel mit Konfliktdiamanten zu reduzieren. Er hat gezeigt, dass er funktioniert, indem er die Diamantenherkunft zurückverfolgt. Doch der europäische Vorschlag, die bestehende strukturierte Herangehensweise durch ein unbewährtes und zentralisiertes System zu ersetzen, spaltet die internationale Diamanten-Community. Viele Mitglieder der Branche und Beobachter des KP sind der Meinung, dass dieser zentralisierte Ansatz die etablierte Struktur mit ihren 59 (bzw. 60 durch Usbekistan) Knotenpunkten stört.
Ein zentraler Kontrollpunkt in Antwerpen hätte zur Folge, dass afrikanische Produzenten zusätzliche finanzielle und logistische Hürden überwinden müssen, um ihre Diamanten auf G7-Märkten zu verkaufen. Diese Entscheidung wird von vielen afrikanischen Nationen und Organisationen, wie der African Diamond Producers Association, lautstark abgelehnt. Die Befürchtung besteht, dass dieser Ansatz den Einblick europäischer Interessen verstärkt, während er den lokalen Nationen die Eigenregulierung erschwert.
Es ist bedauerlich, dass trotz der deutlichen Einwände von Ländern wie Botswana, Namibia und Angola, die EU weiterhin an ihrer zentralen Vorgehensweise festhält. Praktisch betrachtet erhöht ein einziger Kontrollpunkt das Risiko von Korruption und Ineffizienz. Dies wirft die Frage auf, warum gerade Antwerpen ausgewählt wurde – eine Stadt, deren Vergangenheit durch Fälle von Korruption und illegalem Handel belastet ist. Statt eine vermeintlich effiziente Lösung vorzuschlagen, wird die Notwendigkeit nach einem dezentralen System klar, das Transparenz und nationale Eigenständigkeit priorisiert.
Durch seinen dezentralen Ansatz hat sich der Kimberley-Prozess über Jahre hinweg als effektive Methode zur Bekämpfung von Konfliktdiamanten bewährt. Mit der Einführung neuer Technologien, wie dem Zertifizierungsplattform-Versuchsmodell der Vereinigten Arabischen Emirate, können Transparenz und Rückverfolgbarkeit weiter verbessert werden, ohne dass nationale Souveränitäten verletzt werden. Die Zukunft des Diamanthandels sollte alle beteiligten Nationen gleichberechtigt einbeziehen, damit jeder von seinen natürlichen Ressourcen profitieren kann.