ROHDIAMANTEN
Der Weg zur Brillanz
Auf einen Blick
- Herkunft: Afrika (52%), Russland (31%), Kanada (10%), Australien (7%)
- Fördermenge 2019 weltweit ca. 138 Millionen Karat Rohdiamanten
- Die meisten gefundenen Diamanten haben keine Schmuckqualität und werden in der Industrie verwendet
UNGESCHLIFFENE DIAMANTEN
Unter Rohdiamanten versteht man Diamanten in ihrer Ursprungsform, das heißt, ungeschliffen und unbearbeitet. Nach ihrem Weg an die Oberfläche sehen Diamanten erst sehr unspektakulär aus. Das ungeübte Auge sieht dabei eher ein Glasstück, das am Strand angespült wurde. Das Erscheinungsbild ist trüb und manchmal milchig, während der vorwiegende Farbton des Steines von farblos über gelblich bis bräunlich reicht.
Später wird der Diamantschleifer das Feuer des Steines entfachen und ihm seine Brillanz verleihen. Dabei ist lediglich ein Bruchteil der gefundenen Edelsteine für die Schmuckverarbeitung geeignet. Der Rest wandert in die industrielle Verwendung.
Der Handel mit Rohdiamanten erfordert völlig andere Kenntnisse als der Handel mit geschliffenen Diamanten. Der Kimberley Prozess reguliert dabei den Handel und sorgt für Transparenz über die Herkunft der Diamanten. So können Rohdiamanten ohne Kimberley Zertifikat, das sogenannte Konfliktdiamanten ausschließt, weder transportiert noch gehandelt werden. Das Kimberley System ist nach wie vor in Kraft, obwohl es heutzutage keine mit Diamanten finanzierten Konflikte mehr in Afrika gibt wie in den 1990er Jahren.
Übrigens:
Diamanten lassen sich nach dem Schleifen nicht mehr auf die ursprüngliche Mine zurückverfolgen. Tatsächlich bietet diese Information allerdings keinen wirklichen Mehrwert: Diamantschleifereien kaufen Diamanten nur mit Kimberley Herkunftszertifikat und jeder Händler versichert auf seiner Rechnung den rechtmäßigen Einkauf.
Selten lässt sich auf einem GIA Zertifikat auch ein Vermerk über den Ursprung des Diamanten finden. Voraussetzung dafür ist, dass der Diamant bereits vorab von GIA in der Rohform begutachtet wurde.
ROHDIAMANTEN BEWERTEN
Im Vergleich zu geschliffenen Diamanten über die 4C ist die Preisfindung bei Rohdiamanten wesentlich komplizierter. Insbesondere deshalb, weil vor der Bearbeitung und dem Schleifen des Steines niemand genau sagen kann, welche Ausbeute an Material realisiert wird und in welcher Qualität letztendlich das Endprodukt sein wird. Hier wird auf jahrelange Erfahrung der Rohdiamantenhändler gesetzt.
Gleichzeitig macht auch die technische Entwicklung in dieser Branche nicht halt: Mittlerweile gibt es 3D-Scanner und Computerprogramme, die die bestmögliche Verwendung eines Rohdiamanten vor dem Schleifen berechnen können. Diese Entwicklung hat den Prozentsatz der für die Schmuckindustrie geeigneten Diamanten unter den Rohdiamanten enorm gesteigert und für mehr Planungssicherheit gesorgt.
ANTWERPEN
Weltweites Zentrum für Rohdiamanten ist nach wie vor Antwerpen: Ca. 85% aller Rohdiamanten werden über Antwerpen gehandelt. Die erste Diamantbörse, die sich auf rohe Steine spezialisiert hatte, ist der 1928 gegründete „Antwerpsche Diamantkring“ spielt dabei eine entscheidende Rolle. Von hier gelangen die begehrten Steine dann in die Schleifzentren in Indien oder Israel wo sie ihren Glanz erhalten und das volle Potential des Diamanten erschlossen wird.
SUPERLATIVE
Der größte jemals gefundene Rohdiamant war der Ausgangsstein des Excelsior Diamanten. Er wog 995,2 Karat (194 g) und wurde 1893 in der südafrikanischen Jagersfontein Mine gefunden. Da dieser allerdings zu groß für den Verkauf an nur einen Kunden gewesen war, wurde er in elf kleinere Edelsteine geschliffen und man verpasste die Gelegenheit, aus dem größten Rohdiamanten auch den größten geschliffenen Diamanten der Welt zu machen.
Der 187,7 Karat schwere Diavik Foxfire ist der größte jemals in Kanada gefundene Diamant (Copyright ©Rio Tinto)
DIE FORM
Die Rohform des Edelsteins zeigt deutlich: Diamanten kristallisieren kubisch – und vorwiegend in Oktaederform. Eher unscheinbar wirken ungeschliffene Diamanten und ähneln oft zwei übereinanderliegenden Pyramiden.
DIAMANT PRODUKTION
WO?
in 2014 | Anteil (%) | Volumen (ct.) |
Afrika | 52% | 65.081.169 |
Russland | 31% | 38.303.500 |
Kanada | 10% | 12.011.619 |
Australien | 7% | 9.288.231 |
Gesamt | 100% | 124.778.468 |
WIEVIEL?
ARGYLE MINE
Die australische Argyle Mine fördert ca. 90% der pinkfarbenen Diamanten und produziert auch große Mengen natürlich gefärbter Diamanten in den Farben Champagner, Cognac und Blau. Im Verhältnis der Menge der gefundenen Edelsteine und deren Eignung für die Schmuckindustrie ist die Wertschöpfung der Mine allerdings geringer als der Durchschnitt.
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MEHR INFOS
Argyle Mine (Australien)
Diavik Mine (Kanada)
Mir Mine (Russland)
Cullinan Mine (Südafrika)